Sonntag, 3. Juni 2007

Frühaufsteher des Tages

Am vergangenen Samstag konnte ich in eine mir bisher unbekannte Dimension eintauchen: Die Magie des Samstagmorgens. Der Schuldige für diese Expedition in längst verschollen geglaubte Lebensräume ist ein grausames Modewort namens „backlog“. (engl. Abkürzung für „Wir haben verdammt noch mal zuviel Arbeit, weigern uns aber mehr Mitarbeiter einzustellen und darum bewegst du gefälligst deinen Arsch auch am Wochenende ins Büro, verstanden?!“)

Am Samstagmorgen herrscht auf der Strasse Totenstille. Kein Mensch, kein Auto. Nicht mal die Vögel pfeifen. (Die hört man nur wenn man gerade erst besoffen nach Hause gekommen ist, die Fenster provisorisch mit T-Shirts und Socken licht- und schalldicht isoliert hat und krampfhaft versucht zu schlafen)

Am Samstagmorgen wird man Ohrenzeuge von wertvollen Dialogen an der Bushaltestelle (Während der Woche ist dort reden verboten und es ist Pflicht auf den Boden oder in eine Zeitung zu schauen. Umstehende Personen sind zu ignorieren.)

Paradebeispiel: „jedes mal wenn die amerikaner wieder eine dieser weltraumraketen in den himmel schiessen... da kommt ja nachher auch wieder material herunter! das steht ja auch schon in der bibel! und durch den druck der raketen entstehen dann diese ganzen see-erdbeben. so wie heute morgen in japan! wir machen einfach alles kaputt. Jesses...“

Am Samstagmorgen hat jeder Bus weiterhin die obligatorische 3 Minuten Verspätung, obwohl es a) keine Autos auf der Strasse hat und b) auch kaum Personen aus-und einsteigen. Woran mag das liegen? Liebe BLICK- Redaktion: Ich erwarte einen sauber recherchierten Beitrag über „Onanie am Arbeitsplatz – Mein Busfahrer der Sexgrüsel“

Am Samstagmorgen veranstalten brave Mitbürger zu meinen Ehren im Supermarkt einen sportlichen Dreikampf im 100 Meter Einkaufswagen- Langsamschieben, gemischten Snychron- Doppel im Rolltreppen- Stehenbleiben und 24-Stunden Kassenschwatz.

Am Samstagmorgen ist es absolut unmöglich ein menschliches Individuum unter 25 Jahre anzutreffen. (Ausser die Vertreter der schrillstimmigen, hyperaktiven 5-10 Jährigen „Ich will Schoookoolaaadäää!!!“ Terrorzwerge welche von ihren schwachköpfigen Eltern schlussendlich keine Schokolade erhalten, aber zur Gefahr des Fortbestandes der Menschheit die Erlaubnis, mit einem Einkaufswagen Amok zu fahren.

Am Samstagmorgen bleib ich in Zukunft im Bett.

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